Wohnbebauung auf dem Grundstück der Karl-Treutel-Schule in Kelsterbach

 

Städtebauliches Planungsgutachten

mit Kaczmarek Stadtplanung und Städtebau

 

Ressourceschonende Gebietsentwicklung

 

Das Entwurfskonzept für ein lebenswertes neues Quartier versucht, die Wieder- und Weiternutzung von vorhandenen Gebäuden ebenso wie den weitgehenden Erhalt des Baumbestands mit einer positiven, vorwärts gerichteten Gebietsentwicklung zu verbinden:

Die Sporthalle kann zunächst als Zentrum der Steuerung und Koordinierung genutzt werden und später vielfältig z.B. als Quartierstreff, als Veranstaltungsraum, für Sport- und Spiel-gruppen oder als Energie oder Mobilitätszentrale genutzt werden.

Das Hortgebäude soll erweitert werden und eignet sich z.B. für eine gemeinschaftsorientierte Wohngruppe oder für betreutes Wohnen.

Der Baumbestand im Projektgebiet stellt ein großes klimatisches und athmosphärisches Potenzial dar.

 

Strukturierung des Quartiers

 

Das Wohngebiet besteht aus drei Abschnitten, die jeweils mit einem Ankergebäude und der zugehörigen Tiefgarage verbunden sind. Der westliche Abschnitt beinhaltet die Quartiershalle (ehemalige Turnhalle), der östliche Abschnitt die Wohngruppe (ehemaliger Hort). Die Ankergebäude stehen in einer Linie, so lassen sich ihre Tiefgaragen miteinander verbinden und die Erschließung kann optimiert werden. Der Entwurf nimmt die vorhandene Erschließungsstruktur des Wohnquartiers auf und führt sie über das Plangebiet zusammen. Als Verknüpfungspunkte dienen der Spielplatz am westlichen Ende des Herderwegs, der damit eine zentrale Stellung im Gesamtquartier einnimmt, ein kommerziell nutzbares Eckgebäude an der Friedrich-Ebert-Straße, sowie die Quartiershalle an der Friedensstraße.

 

Gebietserschließung und Mobilität

 

Im Plangebiet wird dem Fußgänger- und Fahrradverkehr Priorität eingeräumt. Die Hauptwege sollen nicht mit Kfz befahren werden, sind aber für eine Nutzung durch Versorgungsfahrzeuge geeignet, so dass eine dezentrale Müllabholung möglich ist. Der ruhende Verkehr für die Wohngebäude ist in den Tiefgaragen untergebracht, die den Bauabschnitten abschnittsweise zugeordnet sind. In den Straßenräumen sind Kfz-Stellplätze für Gäste, kommerzielle Nutzungen und Gemeinschaftsnutzungen angeordnet. Fahrräder werden teils in den Hausvorbereichen, teils in den Tiefgaragen untergebracht. Für die Mülltonnen sind dezentrale, den Gebäuden zugeordnete, überdachte bzw. eingehauste Abstellflächen vorgesehen, die über eigene Versorgungswege angefahren werden. Bis auf die Versorgungsfahrzeuge ist der innere Quartiersbereich autofrei.

 

Einbindung in die städtebauliche Umgebung

 

Die Baukörper nehmen in ihrer Ausrichtung und Geschossigkeit den Kontakt zum bestehenden Kontext auf und bilden dabei eine eigenständige, Identität stiftende Figur. In der Dachgestaltung weicht der Entwurf bewusst von der Umgebung ab, damit die vielfältigen Funktionen eines modernen Flachdachs (Begrünung, Regenwasserrückhaltung Solarnutzung) umgesetzt werden können. Die Staffelung von Süden nach Norden sowie der Verzicht auf ein Staffelgeschoss unterstreichen diesen Anspruch.

 

Gebäudetypologie und -erschließung

 

Die Neubebauung ist für die Schaffung von preisgünstigem Wohnraum vorgesehen. Als Typologien werden Geschosswohnungen und gestapelte Maisonetten vorgeschlagen, zum Teil auch mit Laubengangerschließung; die kleineren Wohngebäude haben den Charakter von Stadthäusern. Die Gebäudekonfiguration lässt flexible Aufteilungen zu. Die Treppenhäuser sind teilweise durchgesteckt, damit der Hofbereich gut erreichbar ist. Ihnen wird optional ein Gemeinschaftsraum für Kinderwägen, Mobilitätshilfen oder Gemeinschaftsnutzungen zugeordnet. Die Untergeschosse werden kombiniert für Pkw- und Fahrradparken sowie für Kellerräume genutzt. In der Regel sind die Treppenhäuser und Aufzüge an die Tiefgarage angebunden; ein zentraler Zugang zur Tiefgarage vom öffentlichen Fußweg aus ermöglicht aber auch die Fremdvermietung von TG-Stellplätze.

 

Wege und Freiflächen

 

Das Hauptwegenetz verbindet den öffentlichen Spielplatz im Nordwesten mit der Quartiershalle im Süden und mit der Friedrich- Ebert-Straße im Osten. Es bietet genügend Raum für eine begleitende Stadtmöblierung, z.B. mit Sitz- und Spielelementen. Peripher südlich zum Plangebiet liegt der breite Fuß- und Radweg Friedensstraße, der in Kelsterbach als überörtliche Hauptverbindung dient. Die Freiflächen im Plangebiet sind vom großkronigen Baumbestand geprägt, der weitgehend erhalten wird. Die gebäudebezogenen Freibereiche liegen in kleinen Innenhöfen, die von der Bewohnerschaft gestaltet werden können, z.B. als private Terrassen und Gärten, gemeinschaftlich genutzte Vor- und Rückbereiche oder Pflanzflächen.

 

Rückhaltung und Enwässerung

 

Die Rückhaltung des Niederschlagswassers erfolgt auf den begrünten Dachflächen der Hausdächer und der Tiefgaragen. Das Niederschlagswasser soll nach der gedrosselten Abgabe aus den Retentionsflächen in Zisternen gesammelt und wiederverwendet oder über Mulden versickert werden